Wohnhaft: Ulrichen / Im Fang

Verheiratet mit: Marianne

Vater von: Yannick, Noémie

Sohn des: Firmin

Alter: 38 Jahre

Dein Beruf ist Grenzwächter, welches sind die Voraussetzungen, um diesen Beruf auszuüben?

Man muss Schweizerbürger sein, eine Lehre gemacht, und einen guten Leumund haben, und bis vor kurzem musste man auch die RS absolviert haben. Da auch Frauen diesen Beruf ausüben, und sie keine RS machen, machte vor einiger Zeit ein Kandidat das Gesetz über die Gleichberechtigung geltend, und seither ist die RS nicht mehr zwingend nötig.

Wie lange dauert die Ausbildung?

Die Grundausbildung dauert nur ein Jahr. Danach finden aber immer Kurse zur Weiterbildung statt. Die Ausbildung ist in drei Teile aufgeteilt. Zuerst kommt während einigen Wochen die Theorie, danach während des Sommers ein Praktikum auf einem Grenzposten, und am Schluss noch einmal Theorie.

Gibt es eine Altersbeschränkung?

Früher war es 30 Jahre, dann war es eine Zeitlang schwierig, Leute zu finden, und das Alter wurde auf 32 erhöht.

Wieso war es denn schwierig, Leute zu finden?

Hauptsächlich wegen der unregelmässigen Arbeitszeiten. Und wie in meinem Fall muss man auch bereit sein, umzuziehen.

Seit wann wohnst Du und Deine Familie in Ulrichen?

Ich habe 1984 bei der Grenzwacht angefangen. Und seit damals wohnen wir dort.

Warum gerade Ulrichen?

Damals wurde die Stelle dort frei, und ich habe mich gemeldet.

War es für Dich und Marianne schwierig, von hier fortzuziehen?

Am Anfang war es sicher nicht einfach, bis wir uns ein bisschen eingelebt hatten. Aber sobald wir dann Freunde und Kollegen fanden, war es kein Problem mehr.

Dann habt Ihr also nicht wegen dem Heimweh Euer schönes Haus hier in Im Fang gebaut?

Überhaupt nicht. Wir fühlen uns an beiden Orten wohl. Früher kamen wir immer bei der Familie unter. Aber die Familie wurde grösser und auch vielleicht für später einmal, wenn ich nicht mehr arbeite, kommen wir vielleicht wieder zurück. Früher war hier eine Scheune, und mein Vater hat sich immer gewünscht, dass einer von uns an dieser Stelle ein Haus baut.

Zurück zu Deinem Beruf. Wie sieht Dein Tagesablauf aus?

Wir sind immer zu zweit unterwegs. Im 93 wurde der Posten in Ulrichen aufgehoben. Seither sind wir in Brig stationiert. Wir patrouillieren mit dem Auto der Grenze entlang und machen Stichproben. Vor 93 machten wir auch immer wieder Patrouillen der grünen resp. der weissen Grenzen entlang.

Ist Dein Beruf sehr gefährlich?

Es ist schon ein Risiko dabei. Aber wir sind bewaffnet, und wenn wir ein ungutes Gefühl haben, können wir immer Verstärkung anfordern.

Letztes Jahr wurden doch zwei Grenzbeamte während des Dienstes getötet. Hat sich daraufhin etwas geändert?

Seither tragen wir während dem Dienst kugelsichere Westen. Es kommt darauf an, wo man gerade Einsatz hat. Natürlich sind Posten wie in Genf oder der Ostschweiz gefährlicher.

Du machst auch Flugbegleitungen? Was sind da Deine Aufgaben?

Ich hatte das Privileg, zweimal dazu zu kommen. Man muss sich darum bewerben, und dann ist der Dienst auf zwei Monate beschränkt. Die Swissair ist zum Teil auch ein Bundesbetrieb. Unsere Aufgabe ist es, sicherzustellen, dass sich keine Terroristen und vor allem kein Sprengstoff an Bord befindet. Während des Flugs müssen wir das Cockpit bewachen. Auch da sind wir immer meistens zu zweit. Falls Personen aus der Schweiz ausgeführt werden, sind auch Polizisten dabei.

Sind in jedem Flugzeug Grenzwächter oder Polizisten dabei?

Nur für Flüge in „kritische“ Länder. In Europa sind wir nirgends dabei. Es geht hauptsächlich darum, dass wenn man in einem Land ohne sicher eingerichteten Flughafen ist, die Sicherheit für die Passagiere und die Mannschaft gewährleistet werden.

Jetzt könnten wir noch ein für alle mal mit den Gerüchten aufräumen: Wieviel Zeit wird Dir fürs Training zur Verfügung gestellt?

Soll ich es wirklich sagen? Also, im Sommer sind es zwei Tage, und im Winter sind wir fast freigestellt. Bei der Grenzwacht sind wir 10 Langläufer, die in der Spitzengruppe sind. Natürlich werden nicht alle fürs Training freigestellt. Die Resultate müssen auch stimmen. Wenn alles gut geht, kann ich noch ein Jahr dabei sein. Danach werde ich wohl mit dem Spitzensport aufhören.

Und das Material, wird das auch bezahlt?

Nein, das dann doch nicht. Wir kommen für alles selber auf.

Wie viele Rennen bestreitest Du während einer Saison?

Von Anfang Dezember bis Ende März während jedem Wochenende mindestens ein Rennen.

Warum bist Du eigentlich nicht im Swiss Team?

Wir wurden schon angefragt, aber die Mitglieder der Nationalmannschaft bestreiten nur Tourenläufe. Wir hingegen machen hauptsächlich Langlaufrennen. Dazu kommt, dass wir für Tourenläufe nicht die selben Trainingsmöglichkeiten hätten, wie für den Langlauf.

Wie oft hast Du an der Patrouille des Glaciers schon teilgenommen?

8 mal. Davon haben wir drei mal gewonnen und einmal wurden wir 2.

Und dieses Jahr? Hast Du Angst vor der Konkurrenz?

Klar, vor der Konkurrenz muss man immer Angst haben...

... von wem genau?

Hauptsächlich von den Italienern, der Gruppe aus Montana und den Festungswächtern. Ich denke, dass nur drei gute Freunde fähig sind, die Patrouille zu gewinnen. Man muss einander in- und auswendig kennen. An diesem Lauf gehst Du bis an die Grenze, und dann noch ein bisschen weiter. Da reicht ein falsches Wort, und alles kann vorbei sein.

Wie lange machst Du schon Spitzensport?

Angefangen habe ich mit 14 Jahren. Mit 16 wurde ich für 4 Jahre in die Junioren-Nationalmannschaft aufgenommen. Danach war ich für ein Jahr in der Nationalmannschaft. Leider musste ich dann in die RS, und hatte nicht mehr die Möglichkeit, voll zu trainieren.

Welches waren Deine grössten Erfolge?

Mit der Staffel haben wir 6 Medaillen gewonnen. Im 97 waren wir Schweizer Meister in der Biathlon – Staffel. Wenn ich nächstes Jahr dabei sein kann, werde ich meine 25. Schweizermeisterschaft im Langlauf bestreiten.

Eine beachtliche Karriere !

Ohne Marianne und die Kinder wäre das alles nie möglich gewesen. Sie unterstützen mich, und stehen voll hinter mir.

Wie kannst Du Dich motivieren, so viel zu machen?

Ich habe einfach Freude an diesem Sport. Ich habe das Glück, dass ich Beruf und Hobby kombinieren kann. Im Frühling bin ich froh, wenn der Schnee endlich geht. Aber im Herbst mag ich nicht mehr warten, dass er endlich wieder kommt!

Mit wem soll es mit der Stafette weitergehen?

Ich denke, wir hatten jetzt genug Sportler. Moritz Buchs hat sicher viel interessantes zu erzählen !

Das hattest Du auch! Ich danke Dir recht herzlich für dieses Gespräch, und dass Du offen alle Fragen beantwortet hast. Erich und ich wünschen Dir für die Patrouille des Glaciers viel Erfolg !                                    sr